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Mondavi

Die Erfolgsgeschichte dieser wohl berühmtesten Weinbau-Familie Kaliforniens begann, als Cesare Mondavi (1883-1959) im Jahre 1906 und zwei Jahre später seine Frau Rosalia Angela (1890-1976) aus der Region Marken nach Virginia im US-Bundesstaat Minnesota auswanderten. Nach einer kurzen Karriere im Eisenbergbau eröffnete Cesare einen Saloon. Die Familie vergrößerte sich durch die beiden Söhne Robert Gerald (1913-2008) und Peter Rudolph (1914-2016). Im Jahre 1922 zog die Familie nach Kalifornien und begründete in Lodi im Central Valley einen Großhandel mit Weintrauben. Für den eigenen Gebrauch wurde auch Wein produziert. Im Jahre 1943 wurde das 1861 von Charles Krug (1825-1892) gegründete Weingut um $ 75.000 gekauft. Die beiden Söhne teilten sich die Verantwortung, Robert war für das Marketing und Peter für die Weingärten und die Vinifikation zuständig. Sie wurden dabei vom berühmten Önologen André Tchelistcheff (1901-1994) unterstützt.

Mondavi - Ehepaar Mondavi und Weingut

Trennung der Mondavi-Brüder

Als erste Kellerei in den USA wurde in der Charles Krug Winery eine temperaturkontrollierte Gärung eingeführt. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1959 zerstritten sich die beiden Brüder. Der Hauptgrund war, dass sich die zwei über die Richtung und Zukunft des Weinguts nicht einig werden konnten. Im Jahre 1965 kam es zur Eskalation mit angeblich handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden (erst 40 Jahre später gab es 2005 eine Versöhnung). Robert Mondavi gründete daraufhin 1966 mit Sohn Michael das Weingut „Robert Mondavi Winery“ in Oakville im Napa Valley. Das war die erste Neugründung einer Kellerei im Napa Valley seit der Prohibition (1920-1933). Die Gebäude wurden im spanischen Missionsstil mit einem Glockenturm gestaltet. Peter Mondavi führte mit Mutter Rosa die Charles Krug Winery alleine weiter.

Mondavi - Barriquekeller

Das Mondavi-Imperium

Der Sitz des Weinguts befindet sich auf einem bei der Gründung erworbenen vier Hektar großen Teil des Weinbergs To Kalon im Bereich Oakville. Weitere Rebflächen wurden im Jahre 1969 am Weinberg Wappo im Bereich Stags Leap und im Jahre 1988 am Weinberg Huichica Hills im Bereich Los Carneros erworben. Die Mondavi Winery wurde in der Folge zum kalifornischen und auch amerikanischen Maßstab hinsichtlich völlig neuer Anbaumethoden und Kellertechniken. Speziell wurde im Barrique-Ausbau experimentiert, den Robert Mondavi nach einem Besuch in Europa gezielt erforschte. Es wurde der berühmte „Fumé Blanc“ kreiert, ein trockener, in Barrique ausgebauter Weißwein aus Sauvignon Blanc (an der Loire „Blanc Fumé“).

Heute werden zusätzlich Spitzenweine aus den Rotweinsorten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und Pinot Noir, sowie den Weißweinsorten Chardonnay, Riesling und Sémillon u. a. produziert. Ein konsequenter „natural winegrowing/farming“ (mit europäischem Standard eines Biologischen Weinbaus) ist schon seit 1970 zur bestimmenden Mondavi-Philosophie geworden. Trotzdem werden modernste, innovative Produktionsmethoden angewendet, die inzwischen bei vielen anderen Großbetrieben unter der Bezeichnung Präzisionsweinbau populär wurden. Dabei werden zum Beispiel über Satellitenaufnahmen die Wärmewerte verschiedener Weingärten bestimmt, um die optimalen Reifezeiten der Trauben zu ermitteln. In den Weingärten werden Biotope und Waldflecken angepflanzt, nistende Vögel sind ausdrücklich erwünscht.

Das Mondavi-Imperium besteht heute aus einem Dutzend verschiedener Labels und Unternehmen, die auf verwirrende und unterschiedliche Weise miteinander verbunden sind. Das sind das Stammhaus und Stammsitz Robert Mondavi Winery (Oakville, Napa Valley), Robert Mondavi Coastal, La Famiglia di Robert Mondavi and Colmera, die 1979 gekaufte ehemalige Genossenschafts-Kellerei Woodbridge in der gleichnamigen Stadt, das 2000 gekaufte Weingut Arrowood Vineyards & Winery mit den zwei Labels Arrowood und Grand Archer (Glen Ellen, Sonoma County) und das 1997 gegründete Weingut Vichon Mediterranean im französischen Languedoc. Dazu kommen noch Beteiligungen wie zum Beispiel in Chile (Joint Venture mit Familie Chadwick, siehe Errázuriz) und am australischen Weingut Rosemount Estate (Joint Venture mit Familie Oatley). Gemeinsam mit Baron Philippe de Rothschild (1902-1988), dem Besitzer vom Château Mouton-Rothschild startete Robert Mondavi schon im Jahre 1979 im Napa Valley das 50:50 Joint Venture Opus One mit dem gleichnamigen Spitzenrotwein.

Die Weingärten umfassen insgesamt 1.300 Hektar Rebfläche inklusive langjähriger Vertrags-Weinberge. Die Weine werden unter verschiedenen Labels mit unterschiedlichen Qualitäten bzw. Preisklassen erzeugt. Zum Großteil sind es Varietals (sortenrein). Unter Woodbridge wird mit rund 75 Millionen Flaschen jährlich rund ein Dreiviertel der Weine produziert. Diese Marke repräsentiert das unterste Preissegment. Die ebenfalls dort erzeugte Serie Twin Oaks ist die gehobenere Klasse. Unter Coastal Wines werden preisgünstige kalifornische Sortenweine vertrieben (8,5 Millionen Flaschen). Unter Io werden Weine im Rhône-Stil (Syrah) vinifiziert. Unter Vichon werden aus dem Languedoc stammende Jungweine in der Kellerei in Oakville ausgebaut (5 Millionen Flaschen). Und unter dem Label La Famiglia di Robert Mondavi werden Weine aus in Kalifornien gewachsenen italienischen Sorten erzeugt. Insgesamt werden vom Mondavi-Imperium jährlich 100 Millionen Flaschen Wein produziert.

Rückzug von Robert Mondavi

Ab Mitte der 1980er-Jahre zog sich Robert Mondavi nach und nach aus dem Tagesgeschäft zurück, behielt aber die Funktion eines „Brand Ambassador“ (Marken-Botschafter). Unter anderem vertrat er die Firma in der Familienweingüter-Vereinigung PFV (Primum Familiae Vini). Aus diesem erlauchten Kreis musste Mondavi aber im Jahre 2005 durch den Verkauf an den Multi Constellation Brands sozusagen zwangsläufig auscheiden. Seine Lebenserinnerungen sind im Jahre 1999 unter dem Titel „Harvest of Joy“ (Ernte des Glücks) erschienen. Gemeinsam mit seiner Frau Margrit gründete er im Jahre 2001 als Hauptsponsor in der Stadt Napa die „Galeria Copia“ als „American Center of Wine, Food and the Arts“. Damit sollte der Öffentlichkeit gezeigt werden, dass Wein und Essen die Kultur beeinflussen und zur Lebensqualität beitragen können.

Robert Mondavi setzte sich damit wohl schon zu Lebzeiten ein Denkmal. Im Jahre 1994 bestimmte er seinen Sohn Michael zum Chief Executive Officer, Sohn Timothy wurde Managing Director und Tochter Marcia Direktions-Mitglied. Dabei wurde der Betrieb auch in eine börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein groß angelegtes Renovierungs-Programm für das Stammgut im Napa Valley wurde im Jahre 1991 gestartet. Bis zum Jahre 2001 entstand unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur eine moderne Kellerei, in der man unter Verzicht von Pumpen das Traubengut nur mittels Schwerkraft bewegt, eine schonende Pressung mittels Korbpressen vornimmt und in Barrique-Fässern aus französischer Eiche vergärt.

große Veränderungen

Ende der 1990er-Jahre ergaben sich vor allem bei den hochpreisigen Spitzenmarken Absatzprobleme, was große Veränderungen verursachte. Nachdem sich Timothy Mondavi auf Grund interner Familien-Streitigkeiten 2003 aus der Geschäftsleitung zurückgezogen hatte, wurde im Jänner 2004 mit Ted Hall (kam von der Beratungsfirma McKinsey) erstmals ein Nicht-Familienmitglied zum Chairman ernannt und Michael Mondavi zum zweiten Mann degradiert. Hundert Mitarbeiter wurden gekündigt. Mitte 2004 wurde der Aktienanteil der Mondavis durch Umwandlung von 85 auf 40% reduziert. Kurz darauf trat auch Michael Mondavi als Vice-President aus der Geschäftsleitung aus. Die Familien-Äria neigte sich dem Ende zu.

Es gab Gerüchte, dass Mondavi aufgeteilt werden sollte und man sich nur mehr auf die Produktion von preiswerten Konsum-Weinen unter 15 Dollar je Flasche konzentrieren werde. Es sollten vor allem das Stammhaus, die Weingüter Arrow und Byron, sowie die Beteiligungen in Kalifornien, Italien und Chile abgestoßen werden. Im Dezember 2004 wurde schließlich Mondavi vom Weinkonzern Constellation Brands übernommen. Die kolportierte Kaufsumme mit 1,36 Milliarden Dollar verdeutlicht die Größe. Dies verursachte einige strukturelle Änderungen. So wurde die frühere Beteiligung an den Weingütern Luce della Vita und Ornellaia in Italien aufgegeben und beide nun vom ehemaligen Partner Frescobaldi komplett übernommen.

Gebäude: By Geographer, Public Domain, Link
R.und M. Mondavi: By Julia Flynn Siler - The House of Mondavi, Fair use, Link 
Barriquekeller: Robert Mondavi Winery

Stimmen unserer Mitglieder

Sigi Hiss

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Sigi Hiss
freier Autor und Weinberater (Fine, Vinum u.a.), Bad Krozingen

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