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autochthon

autoctono (I)
autochtone (F)
autóctono (ES)
autóctone (PO)

Der lateinisch/griechische Begriff (autós = selbst, chthón = Erde) bedeutet „alteingesessen, eingeboren, bodenständig“ und in Bezug mit Geologie und Biologie „am Fundort entstanden oder vorkommend“ (der Gegensatz ist allochthon, das heißt an anderer Stelle entstanden - nicht am Fundplatz heimisch). Ein verwandter Begriff ist „endemisch“ (Endemie), was „örtlich begrenzt auftretend“ oder „in einem bestimmten Gebiet verbreitet“ bedeutet (aber nicht unbedingt dort entstanden). Der bei der Beschreibung von Rebsorten häufig verwendete Ausdruck „autochthon“ besagt im engeren Sinne, dass die Rebe nahezu ausschließlich oder in überwiegendem Maße in einem bestimmten Gebiet traditionell angebaut wird, wo sie auch entstanden ist oder zumindest auf eine relativ lange Geschichte zurückblicken kann und eine gewisse kulturelle Bedeutung erlangt hat.

Als autochthon gilt eine Sorte somit auch dann, wenn sie schon sehr lange etabliert ist, auch wenn sie nicht in der betreffenden Region entstanden ist. Viele dieser Aspekte treffen auf die sogenannten Landsorten zu. Im weiteren Sinne kann man auch ältere Neuzüchtungen als autochthone Rebsorten betrachten. Viele Rebsorten wurden jedoch über die ganze Welt verbreitet, so dass der Ursprung oft nicht mehr festgestellt werden kann. Deshalb kann heute eine Sorte außerhalb ihres Entstehungsgebiets bestandsprägender sein als in jener Region, wo sie autochthon entstanden ist. Die Sorten Cabernet Franc, Chardonnay, Merlot und Pinot Noir sind für bestimmte Regionen Frankreichs autochthon, werden mittlerweile aber weltweit angebaut.

autochthone Sorten

Typisch österreichische autochthone Sorten, die auch mengenmäßig noch eine Bedeutung haben, sind Blauer Portugieser, Neuburger, Rotgipfler, St. Laurent, Veltliner (die Gruppe), Welschriesling, Zierfandler und Zweigelt. Den Traminer teilt man sich sozusagen mit Deutschland und dem Elsass. In Deutschland zählen Elbling, Fütterer, Tauberschwarz und Silvaner dazu. In manchen Quellen wird auch der Riesling genannt, obwohl diese Sorte ja weltweit angebaut wird. Von seiner wahrscheinlichen Abstammung, Geschichte und kulturellen Bedeutung her gesehen gehört er auf jeden Fall dazu. Das Schweizer Wallis beheimatet besonders viele solcher Sorten wie zum Beispiel Amigne, Cornalin, Eyholzer, Himbertscha, Lafnetscha, Plantscher und Rèze. Ebenso gibt es in Griechenland, Italien, Portugal, Rumänien und Spanien zahlreiche autochthone Reben.

autochton und/oder endemisch

Die aktuelle Häufigkeit einer Rebsorte im Anbau sagt genau genommen noch nichts darüber aus, ob sie im Anbaugebiet als autochthon gelten kann oder nicht. Wenn jedoch eine seltene Rebsorte bis heute nur endemisch (einheimisch) vorkommt, das heißt nur auf bestimmten Inseln oder Inselgruppen, Gebirgen, in einzelnen Tälern oder Gewässersystemen wie zum Beispiel auf den Inseln Sardinien oder Korsika existiert und sonst nirgends, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sie dort auch autochthon entstanden ist. Bei alten im Verlaufe ihrer Geschichte weit verbreiteten Rebsorten konnten sich durch Mutationen lokale und regionale Klone herausbilden, die dann für die jeweiligen Anbaugebiete als autochthon gelten.

Eines der Beispiele ist die Sorte Shiraz in Australien, die sich zwar beim Vergleich der DNA-Profile von der französischen Syrah nicht unterscheidet (und die beiden deshalb als dieselbe Rebsorte gelten), aber doch einige minimale morphologische Unterschiede aufweist. Ein weiteres Beispiel ist die aus Kroatien stammende Sorte Tribidrag, die sich unter Primitivo in Italien und unter Zinfandel in den USA unterschiedlich entwickelt hat. Zusammengefasst existieren jedoch keine wissenschaftlich anerkannten Kriterien für das eindeutige Bestimmen des Begriffes autochthon, weil es bei vielen Rebsorten auch keine eindeutigen Kenntnisse über die Entstehung bzw. den Ursprung gibt. Siehe zu diesem Thema auch unter Alte Gewächse und Landsorten, sowie eine komplette Aufstellung rebsortenrelevanter Stichwörter unter Weinrebe.

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Prof. Dr. Walter Kutscher

Früher benötigte man eine Fülle an Lexika und Fachliteratur, um im vinophilen Berufsleben up to date zu sein. Heute gehört das Weinlexikon von wein.plus zu meinen besten Helfern, und es darf zu Recht als die „Bibel des Weinwissens“ bezeichnet werden.

Prof. Dr. Walter Kutscher
Lehrgangsleiter Sommelierausbildung WIFI-Wien

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