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Zisterzienser

Der katholische Mönchsorden ging als Reformbewegung aus dem Orden der Benediktiner hervor und hat seinen Ursprung im französischen Burgund. Er wurde 1098 von Robert de Molesme (1029-1111) im Stammkloster Cîteaux nördlich von Beaune gegründet. Als signifikante Unterscheidung tragen die Mönche weiße statt der schwarzen Benediktiner-Kutten. Der Heilige Bernhard de Clairvaux (1090-1153) gründete im Jahre 1115 das Kloster Clairvaux und erließ eine neue Ordensregel. Sobald ein Zisterzienserkloster 60 Mönche zählte, mussten zwölf von ihnen ausziehen und ein neues Kloster gründen, wodurch es zu einer starken Verbreitung des Ordens kam. Dies führte zu einer ungeheuren Expansion, denn im Jahre 1153 gab es bereits 400 Abteien und 100 Jahre später 2.000 Zisterzienser- und 1.400 Nonnenklöster in ganz Europa.

Zisterzienser - Bernahard von Clairvaux und Wappe

professioneller Weinbau

Der Orden spezialisierte sich auf vorbildliche Bodenbewirtschaftung. Die Mönche experimentierten perfektionistisch mit verschiedenen Bodentypen, sowie Rebschnitt-, Veredelungs- und Weinbereitungs-Techniken. Ihre größte Leistung war die Konzeption des Cru- bzw. Terroir-Gedankens. Die Erfahrungen kamen allen Ländern zugute, wo der Orden tätig war. Neben den Benediktinern und Kartäusern leisteten sie Entwicklungs-Arbeit im europäischen Weinbau. Der Herzog von Burgund schenkte am Weihnachstag des Gründungsjahres 1098 dem Orden in Meursault den ersten Weinberg. Durch Stiftung, Kauf, Pacht und Tausch vermehrte der Orden seinen Besitz an Weinbergen im Burgund in vielen heute berühmten Appellationen.

 Burgund - Aloxe-Corton - Côte de Beaune

Das waren zum Beispiel Chablis, wo die Mönche als erste den Chardonnay gepflanzt haben sollen, sowie Aloxe-Corton, Pommard und Volnay. Einer der berühmtesten ist die heutige Grand Cru-Lage Clos de Vougeot im Bereich Côte de Nuits, den sie als Versuchs-Laboratorium benutzten. Eine Legende besagt, dass sie hier sogar „den Boden schmeckten”, um dessen Qualität bzw. die Eignung für den Weinbau festzustellen und die dazu passenden Rebsorten zu pflanzen. Dieser Weinberg wurde von den Mönchen im Jahre 1330 zwecks Schutz vor tierischen Schädlingen und vor Witterungsschäden mit einer hohen Mauer (Clos) umfriedet, die zum Teil noch erhalten ist. im Jahre 1551 erbauten sie hier das Château de Vougeot, in dem heute die Weinbruderschaft Confrérie des Chevaliers du Tastevin ihre jährliche Versammlung abhält.

Gründung von Klöstern & Weingütern

Innerhalb von nur hundert Jahren entstanden über 200 Niederlassungen am Rhein zwischen Worms und Köln. Eines der berühmtesten Klöster ist das im Jahre 1136 gegründete Eberbach im Rheingau mit dem berühmten Steinberg in Hattenheim. Im 12. und 13. Jahrhundert war dieses Kloster mit seinen Ablegern sozusagen das größte Weinbauunternehmen der Welt. Zunächst pflanzten die Mönche aus dem Burgund mitgebrachte Rebstöcke, darunter waren Noirien und Fromenteau, die Vorfahren des Pinot Noir und Pinot Gris. Der Name „Grauer Mönch“ für den Pinot Gris stammt von der Tatsache, dass sie diese Rebe einführten. Sie hatten auch maßgeblichen Anteil an der Kultivierung des Rieslings. Im Jahre 1137 gründeten sie das Kloster Pforta bei Naumburg im heutigen Anbaugebiet Saale-Unstrut. Der berühmte, terrassierte Weinberg Dézaley über dem Genfer See im Schweizer Kanton Waadt wurde im Jahre 1142 mit extremem Aufwand angelegt.

Zisterzienser - Stift Heiligenkreuz im Wienerwald (NÖ)

Das zu den ältesten Weingütern Österreichs zählende Weingut Freigut Thallern bei Gumpoldskirchen wurde im Jahre 1141 von den Zisterziensern des Stiftes Heiligenkreuz gegründet und bis heute von ihnen betrieben. Im Jahre 1232 wurde in Kutjevo im heutigen Kroatien ein Weinkeller begründet, der heute noch besteht. Auch in der ungarischen Region Tokaj-Hegyalja besaßen die Mönche Weinberge. Wegen der großen Verdienste um den Weinbau im Rheingau erhielt die Neuzüchtung Arnsburger ihren Namen nach dem Zisterzienser-Kloster Arnsburg bei Gießen. Im 19. Jahrhundert verloren die Zisterzienser den größten Teil ihres Besitzes, heute sind sie vor allem in der Seelsorge und im Unterricht tätig. Der Orden sah im Wein eine besondere Gabe Gottes und ein Zitat lautete: Qui bon vin boit, Dieu voit (Wer guten Wein trinkt, sieht/erkennt Gott).

Hl. Bernhard: Gallery, Gemeinfrei, Link 
Wappen: Von Mangouste35 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link 
Aloxe-Corton: Von Louis Latour
Stift Heiligenkreuz: 
Von Stift Heiligenkreuz, Attribution, Link

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Hans-Georg Schwarz

Als Ehrenobmann der Domäne Wachau ist es für mich der einfachste und schnellste Weg, bei Fragen in das wein.plus-Lexikon einzusteigen. Die Gewissheit, hier fundierte und aktuelle Informationen zu erhalten, machen die Benutzung zu einem unverzichtbaren Ratgeber.

Hans-Georg Schwarz
Ehrenobmann der Domäne Wachau (Wachau)

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