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Zinfandel

Die rote Rebsorte stammt zwar aus Kroatien, wird aber unter dem Namen Zinfandel hauptsächlich in Kalifornien angebaut. Die deutsche Aussprache ist „Zin-fan-del“, im Amerikanischen wird das „a“ verschluckt und der Name als „Zinfn-dell“ oder auch auch kurz als „Zin“ ausgesrochen. Gemäß von Dr. Carole Meredith und John Bowers durchgeführten DNA-Analysen an der University of California (Davis) in enger Zusammenarbeit mit kroatischen und italienischen Rebenspezialisten von 1994 bis 2011 wurde die viele Jahrzehnte lang unklare Identität geklärt. Drei in Europa und eine in den USA angebaute Sorte sind identisch:

Die Sorte wird deshalb auch als ZPC = Zinfandel / Primitivo / Crljenak Kaštelanski bezeichnet. Primitivo und Tribidrag/Zinfandel sind gemäß DNA-Analysen zwar nicht zu 100% identisch, gelten aber als eine Rebsorte. Nach ampelographischer Regel wird eine Sorte nach dem ältesten verwendeten Namen bezeichnet, deshalb wurde in der Rebsortenbibel „Wine Grapes“ der bereits im 15. Jahrhundert erwähnte Name Tribidrag vorgeschlagen. Siehe die Geschichte der Identitätsklärung unter Tribidrag.

Zinfandel - Traube und Blatt

Ursprung

Es gibt immer noch viele US-Amerikaner, die (aus Gründen des Nationalstolzes) den Ursprung der Rebe in Amerika reklamieren. Aber sowohl die Rebenspezies, nämlich Vitis vinifera, als auch der kroatische Ursprung ist nun eindeutig bewiesen. Die Rebe ist vor rund 200 Jahren von Europa nach Amerika gelangt. In den 1820er-Jahren führte der Rebschul-Besitzer George Gibbs in Long Island aus Wien bzw. Gumpoldskirchen (Niederösterreich) verschiedene Rebsorten ein, darunter war auch die Zinfandel. Möglicherweise ist der Name durch eine falsche Beschriftung bzw. Verwechslung mit der ebenfalls importierten namensähnlichen Sorte Zierfandler entstanden, aber das ist nicht gesichert. Ab dem Jahre 1835 wurde sie unter den Namen Zinfendal, Zinfindal oder Zinfendel im Nordosten der USA eine sehr beliebte Kelter- und Tafeltraube. Um das Jahr 1850 gelangte sie dann nach Kalifornien. Während des Goldrausches (1848-1854) war der Wein das Alltagsgetränk der Goldgräber.

Hypothesen

Um das Jahr 1885 reklamierte Arpad Haraszthy, dass sein Vater Agoston Haraszthy (1812-1869) die Rebe um das Jahr 1860 nach Kalifornien eingeführt hätte; diese nicht zu verifizierende bzw. falsche Hypothese hielt sich bis in die 1970er-Jahre. Dass sie eben schon lange vor Haraszthy nach Amerika gekommen war, wurde durch den US-Historiker und Weinautoren Charles L. Sullivan aufgeklärt. Um das Jahre 1890 wurde sie während des ersten kalifornischen Weinbooms zur bestimmenden Sorte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die meisten Flächen durch die Reblaus vernichtet. Einige veredelte Rebstöcke überlebten und wurden für die Wiederbestockung verwendet. Im kalifornischen Amador County gibt es heute noch über 100 Jahre alte Exemplare. Während der Prohibition (1920 bis 1933) war die Rebe die häufigste Basis für verbotene Weinherstellung. Auch nachher blieb sie populär und war in den 1990er-Jahren die häufigste Rebsorte in den USA.

Zinfandel - Rebstock mit Trauben

Eigenschaften

Die zwei (drei) Spielarten haben sich in den letzten 200 Jahren bezüglich Reifezeitpunkt, Krankheitsanfälligkeit und Geschmack etwas anders entwickelt. Die mittel reifende Zinfandel (etwas später als Primitivo) ist empfindlich gegen Nässe und anfällig für Botrytis. Auf einer Traube können oft vollreife und unreife Beeren gemischt auftreten, was die Weinlese schwierig macht. Sie erbringt alkoholreiche Rotweine mit Alterungspotential. Diese zeichnet ein charakteristisch würziger Geschmack (noch mehr als Primitivo) mit vielfältigen Aromen nach Zimt, Minze, Schokolade, Gewürznelken, Pfeffer, Schwarzkirschen, Brombeeren und Himbeeren aus. Der Sorte wird nachgesagt, dass sie den Charakter eines Bodens (Terroir) besonders gut zum Ausdruck bringen kann. In den USA wird Zinfandel für Roséweine (White Zinfandel), leichte bis alkoholreiche Rotweine zumeist als sortenreine Varietals und gespritete Dessertweine im Portweinstil verwendet. Es sind die Bezeichnungen Zinfandel und Primitivo zulässig.

Anbauflächen

In den USA wurden im Jahre 2016 insgesamt 18.551 Hektar Rebfläche mit fallender Tendenz ausgewiesen. Der weitaus größte Teil davon befindet sich mit rund 17.000 Hektar in Kalifornien, vor allem Central Valley mit 8.000 Hektar, North Coast (Mendocino County, Sonoma County) und Sierra Foothills. Im San Joaquin County wurde im Jahre 1999 eine weiße Spielart (Mutation) gefunden. Seit dem Jahre 1991 gibt es die Vereinigung ZAP (Zinfandel Advocates & Producers). Kleinere Flächen gibt es auch in den Staaten Arizona, Colorado, Illinois, Indiana, Massachusetts, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oregon, Tennessee, Texas und Washington. Alle Anbauländer und Mengen siehe unter Tribidrag (Statistik Kym Anderson).

Weintraube und Blatt: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI)
Rebstock mit Trauben: Shutterstock

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Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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