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Winzergenossenschaft

cooperativa vinícola (ES)
cave coopérative de vinification (F)
cave coopérative (F)
wine-cooperative (GB)
cooperativa vinicola (I)
cooperativa vinicultor (PO)

Zusammenschluss von Winzern mit dem Ziel, gemeinsam Ressourcen zu nutzen, die produzierten Trauben zu verarbeiten, sowie den Wein zu vermarkten und damit die Wirkungsfähigkeit von Großbetrieben zu erlangen. Zumeist betreiben diese eine eigene Kellerei. Es gibt aber auch große Genossenschafts-Kellereien, die für mehrere andere Genossenschaften ohne eigene Kellerei arbeiten. Eine der bedeutendsten davon ist der riesige „Badische Winzerkeller“ in Breisach im deutschen Anbaugebiet Baden, der zu den größten in Europa zählt. Die Ursprünge solcher Vereinigungen liegen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, als die tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Veränderungen des beginnenden Industriezeitalters unzählige europäische Winzer in bitterste Not brachten. Die liberale Wirtschaftspolitik traf auf einen nicht organisierten, sowie außerdem in vielen Weinbaugebieten noch fachlich sehr mangelhaft ausgebildeten Winzerstand.

erste Winzergenossenschaften

Verschärft wurde die Situation durch billige Massenweine von Großkellereien, zunehmende Weinverfälschungen sowie als Höhepunkt der Probleme das Auftreten der aus Amerika eingeschleppten Reblaus und der zwei Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch die davon bewirkte Vernichtung gesamter Ernten kam es in Mitteleuropa zur Auswanderung vieler tausender Winzer. Die Abhängigkeit der kleinen Winzer von den Fassweinhändlern und die sozialen Unruhen führten schließlich zur Gründung zahlreicher Winzergenossenschaften. Bereits 1852 kam es zur Gründung von vier Winzervereinen an der Mosel. Die Unternehmen scheiterten aber nach kurzer Zeit. So richtig setzte sich dann die Genossenschafts-Idee gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch. Die Mehrzahl der heutigen Genossenschaften entstand in den 1930er-Jahren unter den Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise, durch die viele kleine Winzer Absatzprobleme hatten.

Frankreich, Italien, Spanien, Portugal

Am stärksten sind Winzergenossenschaften in jenen Weinbaugebieten vertreten, wo die Besitzungen im Durchschnitt mit oft nur weniger als einem bis ein paar Hektar Rebfläche sehr klein und die Verkaufspreise niedrig sind, sowie nicht zuletzt auch dort, wo es hohe EU-Förderungen gibt. In Frankreich entfällt mehr als die Hälfte der Produktion auf die dort so bezeichneten Caves Coopératives. Anfang der 1990er-Jahre gab es mehr als tausend davon. Besonders verbreitet sind sie in den südlichen Weinbauregionen Languedoc-Roussillon, Provence und Rhônetal, sowie auf der Insel Korsika. Auch in Italien (1.000), Spanien (1.000) und Portugal (300) haben die Genossenschaften mit zumindest mehr als 50% einen hohen Produktionsanteil.

Deutschland

In Deutschland zählen die 1855 gegründete „Weingärtnergenossenschaft Neckarsulm-Gundelsheim“ (2007 in der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg aufgegangen) und der 1868 gegründete „Winzerverein Mayschoß an der Ahr“ (1982 in der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr aufgegangen) zu den ältesten Winzergenossenschaften. In Deutschland gibt es heute rund 200 Winzergenossenschaften, die rund ein Drittel der insgesamt rund 100.000 Hektar Rebfläche bewirtschaften mit ebenfalls einem Drittel der Produktion. Den größten Produktionsanteil besitzen die Genossenschaften in den Anbaugebieten Ahr, Baden, Pfalz, Saale-Unstrut und Württemberg. Der Begriff „Genosse“ bekam einen eher negativen Beigeschmack und wurde durch andere neutrale Bezeichnungen wie Badischer Winzerkeller oder Moselland abgelöst.

Österreich

In Österreich wurde die erste Winzergenossenschaft im Jahre 1898 in Traismauer (Traisental, NÖ) gegründet, die Mitte des 20. Jahrhunderts in die Winzergenossenschaft Krems, heute Winzer Krems mit 1.200 Mitgliedern und 900 Hektar Rebfläche eingegliedert wurde. Weitere große Winzergenossenschaften sind die Domäne Wachau mit rund 250 Mitgliedern und 420 Hektar Rebfläche und der Winzerkeller Neckenmarkt (Mittelburgenland) mit 300 Mitgliedern und 300 Hektar Rebfläche.

Übersee

In den USA ist naturgemäß der Genossenschaftsgedanke nicht so stark wie in Europa ausgeprägt. Eine besondere Bedeutung aber spielten Winzergenossenschaften in Südafrika, wo die KWV hundert Jahre lang eine extrem dominierende Rolle gespielt hat. Winzergenossenschaften gelten in vielen Ländern als Erzeuger im Sinne des Weingesetzes.

Stimmen unserer Mitglieder

Roman Horvath MW

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Roman Horvath MW
Domäne Wachau (Wachau)

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