Bezeichnung (auch Temperanz) für Mäßigkeit bzw. Enthaltsamkeit (engl. temperance), im allgemeinen Sprachgebrauch wird darunter dies jedoch besonders bezüglich Konsums von Alkohol verstanden. In Europa wurden ab Anfang des 19. Jahrhunderts in einigen Ländern Abstinenzbewegungen mit dem Ziel des totalen Alkoholverzichts gegründet. Die „Temperenzler“ sahen darin einen Ansatz zur Heilung von Alkoholkranken sowie auch eine sozialreformerische Maßnahme, da sie den Alkoholkonsum für die Ursache des Elends der unteren Klassen hielten. Die erste Bewegung ist 1829 in Irland entstanden. Zwei Jahre später wurde in England die „British and Foreign Temperance Society“ gegründet, dann verbreitete sich die Idee in ganz Europa.
In den USA entstand Anfang des 19. Jahrhunderts eine Bewegung, die sich vehement und rigoros gegen Konsum und Verbreitung von Alkohol aller Art einsetzte, nicht nur harte Getränke wie Whisky, sondern auch Wein oder Bier. Im Jahre 1826 begann sie sich unter dem Namen „American Temperance Society“ zu formieren. Diese Vereinigung verdammte den Alkohol-Konsum grundsätzlich und prinzipiell - auch gelegentliches mäßiges Trinken. Bereits in den 1830er-Jahren gab es in den USA mehr als 6.000 lokale Temperenzler-Gruppen mit über einer Million Mitglieder.
Die US-Sozialreformerin Frances Elizabeth Caroline Willard (1839-1898) gehörte im Jahre 1874 zu den Gründerinnen des Vereins „Women’s Christian Temperance Union“. Sie engagierte sich aber nicht nur im Kampf gegen den Alkoholkonsum, sondern setzte sich auch für die Rechte der Frauen und für eine sozialere und gerechtere Gesellschaft ein. Besonders dieser Verein war durch viele Aktionen maßgeblich daran beteiligt, dass es zum in allen US-Bundesstaaten gültigen Verbot für den Verkauf, die Herstellung, die Einfuhr und Transport von alkoholischen Getränken, das heißt in den USA zur Prohibition von 1920 bis 1933 führte. Siehe zu diesem Themenkomplex auch unter den Stichwörtern Alkoholverbot und Trinkkultur.
Willard: Unknown photographer, Gemeinfrei, Link
Cartoon: Emaze
