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Geiztrieb

entre-coeur (F)
succhione (I)
chupón (ES)
lateral shoot (GB)

Bezeichnung für die seitlich aus den Blattachseln der Haupttriebe auswachsenden Nebentriebe des Rebstocks. Es gibt zahlreiche lokale Bezeichnungen bzw. Synonyme wie zum Beispiel Aberzahn, Dolder, Drohler, Eberzahn, Enkel, Geize, Irxe, Kindlein, Ohrlaub und Uchse. Zum Teil werden so aber auch die auf Geiztrieben wachsenden Weintrauben bezeichnet. Die Geiztriebe bilden sich aus dem als Sommerknospe benannten Auge eines Triebes. Die daneben liegende Winterknospe wächst dann im nächsten Frühjahr zum neuen Sommertrieb aus.

Vor allem bei frühem Wipfeln des Hauptsprosses kann die Sommerknospe zu einem beachtlichen Seitentrieb auswachsen, der im unteren Teil sogar blühen und fruchten kann. Meist bleibt der Geiztrieb jedoch klein oder treibt nicht aus. Dann geht seine Knospe auf Grund ungenügender Holzreife im folgenden Winter zugrunde. Jede Rebsorte tendiert mehr oder weniger stark zur Ausbildung von Geiztrieben. Durch eine starkwüchsige Unterlage wird das Wachstum gefördert. Das Bild links zeigt ein  Auge (1), neben dem rechts davon ein Geiztrieb austreibt (2), eine Ranke (3) und einen Blattstiel (4). Das Bild rechts zeigt Geiztrauben (Härlinge) nach dem Blattfall im Herbst.

Geiztrieb - Geiztrieb neben Knospe, die im Frühjahr austreibt und Geiztrauben auf dem Geiztrieb nach dem Blattfall

Geiztrauben/Härlinge

Bei Sorten mit geringer Apikaldominanz und starker Tendenz zur Geiztriebbildung treiben diese seitlichen Verzweigungen bereits früh im Sommer aus den Blattachseln des in die Länge wachsenden Haupttriebs aus. Sie tragen dann auch Gescheine, aus denen sich kleine Weintrauben entwickeln. Diese reifen jedoch auf Grund der späteren Blüte nicht mehr genügend aus, sind zur Zeit der Weinlese noch grün und sauer und müssen deshalb entfernt werden. Alte Bezeichnungen für die Geiztrauben sind Dolder, Drohler oder Härlinge. Früher wurde daraus auch ein einfacher, säurebetonter Wein gewonnen, in Österreich hieß er „Irxenwein“. Geiztriebe wurden früher prinzipiell noch vor der Blüte ausgebrochen (ausgegeizt), heute belässt man sie zum Teil am Stock. Ihre Blätter können nämlich als wertvolle zusätzliche Assimilations-Oberfläche bei der Photosynthese dienen.

Wirkung der Auxine

Wachsende Triebspitzen geben Auxine (Hormone) ab, die das Austreiben der Geizknospen in den nachfolgenden Triebabschnitten unterdrücken. Mit zunehmendem Abstand zur Triebspitze verliert sich die Wirkung des Hormons, so dass zunächst im unteren Bereich Geiztriebe auswachsen können. Wenn die Triebspitze des Haupttriebs gegipfelt wird, wird auch die Apikaldominanz des Langtriebs beseitigt, so dass sich überall Geiztriebe bilden können. Manchmal treibt trotzdem nur die oberste Geizknospe unter der gekappten Spitze aus. Der auswachsende Geiztrieb übernimmt dann die Apikaldominanz und führt das Längenwachstum des Haupttriebs ersatzweise fort, mit einer leichten Auskrümmung an der seitlichen Austriebsbasis und etwas dünneren Internodien (Zwischenraum zwischen den Nodien = Knoten).

Wasserschosse

Auch bei einem frühzeitigen Ausfall des Haupttriebs können sich aus Geizknospen voll funktionsfähige Langtriebe entwickeln, die sich jedoch durch eine verspätete Blüte und einen reduzierten Gescheinsansatz auszeichnen. Die aus dem unteren Stammbereich wachsenden Nebentriebe werden als Wasserschosse bezeichnet. Diese entstehen jedoch nicht wie so die Geiztriebe aus Axillarknospen, sondern aus Adventivknospen. Deshalb sind Wasserschosse und Geiztriebe grundsätzlich als verschieden anzusehen (obwohl sie fälschlicherweise in vielen Quellen sehr häufig als identisch bezeichnet werden). Siehe auch Aufstellungen relevanter Stichwörter unter Weinrebe und Weingartenpflege.

Bild links: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link
Bild rechts: Von Bauer Karl - Eigenes Werk, CC BY 3.0, Link

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Markus J. Eser

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Markus J. Eser
Weinakademiker und Herausgeber „Der Weinkalender“

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