Abschnitt im jährlichen Vegetationszyklus der Weinrebe nach der Blüte (siehe dazu auch unter BBCH-Code). Dabei entwickeln sich die befruchteten weiblichen Fruchtknoten der Blüten zu Beeren. Dies erfolgt in der nördlichen Hemisphäre in den Monaten Juni bis Juli, in der südlichen von Dezember bis Jänner. Die Menge an Beeren ist u. a. von der Rebsorte abhängig. In der Regel wird etwa ein Drittel (z. B. bei Chasselas und Riesling) bis maximal zwei Drittel (z. B. bei Silvaner) der Einzelblüten befruchtet. Eine Beere enthält bis fünf (selten sechs) Traubenkerne, die als Samen für die Züchtung neuer Rebsorten durch Aussaat und Selektion verwendet werden können.
Durch ungünstige Umweltbedingungen wie zum Beispiel Frost (Spätfrost), Krankheiten und Schädlinge oder bei Infektionen durch Viren kann es zu einem schlechten Fruchtansatz kommen. Dann reifen die unbefruchteten oder nur unzureichend selbstbefruchteten Samenanlagen nicht mehr zu Rebkernen aus. Die nicht befruchteten Blüten verrieseln (frz. Coulure), das bedeutet, dass sie nach der Blüte einfach abfallen oder zu kleinen, jungfernfrüchtigen, samenlosen Beeren verkümmern (Kleinbeerigkeit, französisch Millerandage).
In der Beerenentwicklungsphase I (Zellteilungsphase) findet die erste Phase des Beeren-Dickenwachstums statt. Je nach Sorte und Jahrgang erstreckt sie sich über einen Zeitraum von 5 bis 6 Wochen. Den Zustand der vollkommen ausgewachsenenen und das Stielgerüst verdeckenden aber noch harten und sauren Beeren nennt man Traubenschluss (Bild rechts). In der Beerenentwicklungsphase II (Sistierungsphase = Stillstand) gibt es rein äußerlich einen Wachstumsstopp. In dieser Phase beginnt der Aufbau oder Abbau der Säuren auf einen bestimmten Wert. Die Dauer ist mit einigen Tagen bis drei oder beim Riesling sogar vier Wochen sehr stark sortenabhängig. Der nächste Entwicklungsschritt nach diesen beiden Phasen ist die Beerenentwicklungsphase III; siehe dazu unter Véraison (Reifebeginn). Eine Aufstellung rebsortenspezifischer Stichwörter ist unter Weinrebe enthalten.
