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Bocksbeutel

Bezeichnung für die flache und bauchige Flaschenform (in brauner oder grüner Farbe) im deutschen Anbaugebiet Franken. Sie wird hier schon seit zumindest 250 Jahren verwendet, als „Geburtshaus“ gilt das Bürgerspital in Würzburg. Damit soll dem fränkischen Wein eine unverwechselbare Identität verliehen und vor Fälschungen geschützt werden. Nach einem Würzburger Dokument aus dem Jahre 1728 soll es der „Steuerung allenfallsiger Handelsmißbräuche“ dienen. Der Name leitet sich entweder von „bauchige Buddel“ oder vom „Booksbüdel“ (ein früher verwendeter Beutel für das Gebetsbuch) ab. Nach einer schönen Anekdokte sollen sich einige Weinbau betreibende Benediktinerinnen Flaschen besorgt haben, die genau in ihre Gebetsbuch-Taschen passten. So konnten sie sich, zum „Gebet zurückgezogen“, unverdächtigt mit dem göttlichen Getränk stärken.



Nach der am häufigsten zitierten Variante leitet sich der Name vom Hodensack des Ziegenbocks ab. Der in Würzburg geborene Heimatforscher Johann Baptist Sartorius erklärte in seinem im Jahre 1862 herausgegebenen Werk „Die Mundart der Stadt Würzburg“, was ein Bocksbeutel ist, nämlich „eine gedrückte, runde, nach Art des Beutels oder Hodensacks der Böcke geformte Flasche zum Einfüllen und Versenden des Steinweins“. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass im Mittelalter aus dem Ziegenleder der Hoden Feldflaschen gefertigt wurden, in denen die Landser ihren Wein (oder Schnaps) mitführten. Dies ist auf einer Zeichnung Albrecht Dürers (1471-1528) dargestellt.

Das Volumen einer Bocksbeutelflasche beträgt in der Regel die herkömmliche Qualitätswein-Flaschengröße von 0,75 Liter. Es gibt jedoch auch welche mit 0,25 Liter, sowie in der Magnumgröße von 1,5 und Doppelmagnumgröße mit 3 Liter. Im Anbaugebiet Franken beträgt der Anteil an Bocksbeutelflaschen über 40% der Weine, dort ist auch eine Weinstraße danach benannt. Nach deutschem Weinrecht darf die geschützte Bocksbeutel-Flasche nur in genau geographisch definierten Bereichen ausschließlich für Qualitätsweine und Prädikatsweine verwendet werden (nicht für Wein oder Landwein). Das ist das gesamte Anbaugebiet Franken, sowie im Anbaugebiet Baden der Bereich Tauberfranken und die vier Gemeinden Neuweier, Steinbach, Umweg und Varnhalt im Bereich Ortenau.

Bocksbeutelähnliche Flaschen werden auch verwendet in Griechenland für den Agioritikos sowie auf den Inseln Kefallonia und Paros, in Frankreich für den Armagnac, für den Roséwein Mateus in Portugal (hier als Cantil bezeichnet), für einige DOC-Weine aus Südtirol (Bozner Leiten, Eisacktaler, St. Magdalener, Südtiroler, Terlaner), für den Moscato aus Trentino, für den Greco di Bianco (Kalabrien), sowie vom Weingut Undurraga in Chile. Es gibt auch in entsprechender Form gefertigte spezielle Bocksbeutel-Kühler. Der größte Nachteil ist die schlechte Lagerungs/Stapelungs-Möglichkeit. Siehe Aufstellungen unter Flaschen und Weingefäße.

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Roman Horvath MW
Domäne Wachau (Wachau)

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