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Barrique

barrica (ES)
barrel, oak (GB)

Bezeichnung für das französische Holzfass, die aber auch sehr häufig für den Ausbau eines Weines in so einem Behälter, das heißt den Barrique-Ausbau, verwendet wird. Sie leitet sich angeblich von Barrikade ab; denn während der Julirevolution 1830 mit dem endgültigen Sturz der Bourbonen dienten mit Erde gefüllte Fässer als Straßensperren. Das Schiffsmaß mit 225 Liter wurde im Bordelais allerdings bereits im Mittelalter verwendet. Das ist genau ein Viertel des Tonneaus mit 900 Litern, einem häufigen Fasstyp. In Frankreich nennt man das Barrique-Fass auch „Château-Modell“. Das im Burgund und der Champagne verwendete Pièce hat auch ungefähr dieses Volumen, ebenso das englische Oxhoft, das als Vorläufer des Barriques betrachtet werden kann. Barrique-Fässer werden aber auch für den Ausbau von Spirituosen wie zum Beispiel Whisky oder Bier verwendet.

Barriquefass

Volumen des Barriquefasses

Die 225 l des auch als „Barrique Bordelaise“ bezeichneten Fasses sind aber nicht als allgemein gültiger bzw. „verbindlicher Standard“ zu verstehen. Die Größe und Form ergaben sich dadurch, weil eine einzelne Person noch in der Lage war, es leer zu tragen und in gefülltem Zustand zu transportieren (zu rollen). Die Fässer mit 225 l fassen übrigens genau 300 Flaschen mit 0,75 l Volumen. Es wird manchmal angenommen, dass dies ein weiterer Grund für die Fassgröße war. Dadurch konnte man nämlich leicht kontrollieren, ob beim Schifftransport ein Schwund (Seeleute waren durstig) entstanden war. Da aber die heutige Flaschengröße mit 0,75 l erst im 20. Jahrhundert zum Standard wurde (vorher 0,7), ist dies wahrscheinlich nur Zufall.

In der Praxis zeigte sich, dass bei Fässern mit 225 l auch ein ideales Verhältnis zwischen Fasswandfläche und Weinvolumen gegeben ist. Das ist aber nicht auf den Liter genau zu verstehen, denn naturgemäß schwankten früher die Volumina der Fässer ganz beträchtlich. Es gibt aber auch heute noch verschiedenste Fassgrößen, das sind zum Beispiel „Barrique Nantaise“ mit 230 und „Barrique Béarnaise“ mit 300 l. Heute werden vermehrt größere Fass-Volumina mit bis zu 700 l verwendet. Ab einem bestimmten Fassvolumen kann man aber auf Grund der (zu) kleinen Holzoberfläche zum (zu) großen Weinvolumen nicht mehr von Barrique-Ausbau sprechen. Bei Fässern mit größerem Volumen wird der Holzeinfluss exponentiell geringer.

Gesetzliche Vorgaben

In Deutschland ist die Größe weingesetzlich geregelt, die Bezeichnung „in Barrique gereift/ausgebaut“ ist nur dann zulässig, wenn zumindest ein Teil des Weines oder der verwendeten Erzeugnisse in einem Barrique-Fass mit einem Fassungsvermögen von nicht mehr als 350 Litern gelagert worden ist. Des Weiteren muss der Wein auch die für die Reifung in Barrique typischen sensorischen Merkmale aufweisen. In Österreich gibt es zwar keine gesetzliche Regelung, im Rahmen einer rechtlichen Auslegung hält man sich aber an die deutsche. Diesbezügliche international übliche Bezeichnungen sind unter Barrel angeführt.

Das in der Regel im Weinbau verwendete klassische Barriquefass hat ein Volumen von 225 l. Es ist 94,5 cm lang, hat einen Durchmesser von 56,5 cm an der Kopfseite und 70 cm an der bauchigsten Stelle. Die Fassdauben sind 20 bis 25 mm stark (wesentlich dünner als beim Pièce mit 30 mm). Das Fass besitzt einen Spund auf der Oberseite und einen zweiten für den Abstich. Ursprünglich nur in Frankreich zum Ausbau großer Weiß- und Rotweine verwendet, hat es bis Ende des 20. Jahrhunderts die gesamte Weinwelt erobert. Als „Erfinder“ können die Engländer gelten. Sie erkannten, dass die Fassweine aus dem Bordelais, die in den Docks in London in bestimmten Fässern lagerten, nach einiger Zeit viel besser als andere schmeckten.

Barriquefasskeller

Fertigung

Für den Barrique-Ausbau bestimmte Fässer werden hauptsächlich aus Eichenholz dafür geeigneter Eichenarten aus bestimmten Gebieten Europas und Amerikas hergestellt. Zum Teil werden auch Hölzer aus Akazien, Kastanien und anderen genutzt. Das Fassholz gibt dem darin ausgebauten Wein einen unverwechselbaren Geschmack. Dieser ist von mehreren Faktoren abhängig. Dies sind zuerst einmal die Eichenart und die damit eng in Zusammenhang stehende Herkunft der Eiche, die Herstellungsart (gesägt oder gespalten), die Dauer der Trocknungs-Phase und vor allem die Stärke des Fasseinbrandes, dem so genannten Toasting. Der Begriff „Barrique“ wird im deutschen Sprachraum oft auch als Synonym für den Barrique-Ausbau selbst verwendet.

weiterführende Informationen

Unter dem Stichwort Fass sind zum Themenkomplex alle relevanten Stichwörter mit weiterführenden Informationen angeführt. Bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken siehe unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spezialweine, Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange). 

Barriquefass: By Gerard Prins - Own work, CC BY-SA 3.0, Link 
Barriquefass-Keller: von RonalddeBruijn auf Pixabay

Stimmen unserer Mitglieder

Dr. Edgar Müller

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Dr. Edgar Müller
Dozent, Önologe und Weinbauberater, Bad Kreuznach

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