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Barbera

Die rote Rebsorte stammt aus Italien. Der Name leitet sich möglicherweise von „Berberis“, einem alkoholischen Getränk aus Berberitzen-Beeren mit ähnlich säuerlichem Geschmack ab. Synonyme sind Barbera Amaro, Barbera a Peduncolo Rosso, Barbera a Peduncolo Verde, Barbera a Raspo Rosso, Barbera a Raspo Verde, Barbera Amaro, Barbera Black, Barbera Crna, Barbera d’Asti, Barbera di Piemonte, Barbera Dolce, Barbera Fina, Barbera Forte, Barbera Grossa, Barbera Mercantile, Barbera Nera, Barbera Nera a Caule Rosso, Barbera Nera a Caule Verde, Barbera Noir, Barbera Noire, Barbera Nostrana, Barbera Riccia, Barbera Rossa, Barbera Rosta, Barbera Vera, Barberone, Blaue Barbera, Gaietto, Nigruz, Lombardesca, Olivella und Sciaa. Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Barbera del Sannio, Barbera Sarda (eventuell verwandt), Barberùn, Mammolo, Neretto Duro, Perricone oder Vespolina (Ughetta) verwechselt werden.

Barbera - Weintraube und Blatt

Um die Herkunft der sicherlich sehr alten Sorte ranken sich einige Legenden. Angeblich wurde sie bereits im 7. Jahrhundert von den Langobarden in den Piemont eingeführt. In einem Dokument der Gemeinde Casale Monferrato wird im Jahre 1255 eine Sorte „bonis vitibus barbexinis“ erwähnt. Dabei handelt es sich aber nicht um die Barbera, sondern wahrscheinlich Berbesino, ein Synonym für Grignolino. Der Gelehrte Petrus de Crescentiis (1230-1320) führte in seinem im Jahre 1304 veröffentlichten Werk eine Sorte namens Grissa an, bei der es sich möglicherweise um die Barbera gehandelt hat. Und in einer Ampelographie des Grafen Giuseppe Nuvolone-Pergamo (Präsident der Società Agraria di Torino) soll die Sorte Barbera im Jahre 1798 als „Vitis vinifera Montisferratensis“ angeführt sein. Die tatsächliche Identität dieser drei Rebsorten ist aber nicht gesichert.

Der Ampelograph Pierre Viala (1859-1936) vermutete schon Anfang des 20. Jahrhunderts den Ursprung  nicht im Piemont, sondern im nahen Oltrepò Pavese in der Lombardei. Gemäß im Jahre 2020 erfolgten DNA-Analysen entstammt sie einer vermutlich natürlichen Kreuzung zwischen Coccalona Nera x unbekanntem Partner. Es besteht keine genetische Beziehung zu den beiden Sorten Barbera Bianca und Barbera del Sannio. Barbera ist ein beliebter Kreuzungspartner, unter anderem bei den neun Neuzüchtungen Albarossa, Cornarea, Ervi, Incrocio Terzi 1, Nebbiera, Nigra, Prodest, San Michele und Soperga. Die spät reifende, ertragreiche Sorte erbringt rubinrote, säurebetonte Rotweine mit sanften Tanninen und Kirscharoma. Bei niedrigen Erträgen und empfohlenem Barrique-Ausbau besitzt sie ein gutes Qualitäts- und Alterungspotential.

Nach der Reblaus-Katastrophe begann anfangs des 20. Jahrhunderts der Siegeszug der Barbera, die sich mit über 50% der Rebfläche im Piemont zur dortigen „Volkstraube“ entwickelte und in Italien Anfang der 1990er-Jahre noch 50.000 Hektar belegte. Mitte der 1980er-Jahre kam sie zu Unrecht in Verruf, als billige Barbera-Massenweine mit Methanol versetzt wurden und es 30 Todesfälle gab. Barbera ist mit rund 60% Anteil die häufigste Sorte im Piemont, wird aber auch in der Lombardei und Emilia-Romagna angebaut. Sie ist (oft als bestimmende Sorte) in den DOC/DOCG-Weinen Bardolino, Barbera d’Alba, Barbera d’Asti, Barbera del Monferrato. Casteggio, Cerveteri, Colline Novaresi, Colli Perugini, Colli Piacentini, Falerno del Massico, Gabiano, Garda, Malvasia di Casorzo d’Asti, Molise, Nizza, Oltrepò Pavese und Valsusa zugelassen. Ebenso wird sie in vielen italienischen IGT-Weinen verwendet. Die italienische Anbaufläche beträgt 15.006 Hektar Rebfläche mit stark fallender Tendenz.

Weitere Bestände gibt es in Rumänien (0,4 ha), Slowenien (98 ha), Griechenland, Nordmazedonien, Israel, Spanien (0,1 ha) und in der Schweiz (0,5 ha). Italienische Auswanderer führten sie um das Jahr 1880 im US-Bundesstaat Kalifornien ein. Von 7.000 Hektar sind aber nur mehr 2.500 übriggeblieben. In den USA belegt sie insgesamt 2.131 Hektar Rebfläche. Kleinere Bestände gibt es auch in Argentinien, Australien (116 ha) und Südafrika (35 ha). Im Jahre 2016 wurden insgesamt 17.824 Hektar Rebfläche mit stark sinkendetr Tendenz ausgewiesen. Sie liegt damit im weltweiten Rebsortenranking auf Rang 46 (Kym Anderson).

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012
Bilder: Ursula Brühl, Doris Schneider, Julius Kühn-Institut (JKI) 

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Egon Mark

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Egon Mark
Diplom-Sommelier, Weinakademiker und Weinberater, Volders (Österreich)

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